IT-Sicherheit in Arztpraxen: Ein unterschätztes Risiko

In einer aktuellen technischen Begutachtung einer Arztpraxis sind wir auf gravierende Mängel in der IT-Sicherheit gestoßen – ein Beispiel, das leider kein Einzelfall ist. Die Systeme waren über längere Zeiträume nicht mit Sicherheitsupdates versorgt, grundlegende Schutzmaßnahmen fehlten, und Backups wurden nicht regelmäßig durchgeführt. Besonders alarmierend: Der Praxisinhaber war überzeugt, dass eine einfache Datenspiegelung auf seinen Laptop im Ernstfall ausreichen würde. Doch im Falle eines Cyberangriffs, etwa durch Ransomware, wären auch diese Daten verschlüsselt und damit unbrauchbar gewesen.

Warum ist das so gefährlich?


Veraltete Systeme und fehlende Updates öffnen Cyberkriminellen Tür und Tor. Angriffe auf Arztpraxen nehmen zu, und sensible Patientendaten sind ein attraktives Ziel.
Fehlende Backups bedeuten, dass im Schadensfall – sei es durch Schadsoftware, Hardwaredefekt oder menschliches Versagen – keine Möglichkeit zur schnellen Wiederherstellung der Daten besteht.
Falsche Sicherheitsannahmen wie das Vertrauen auf lokale Kopien oder ungetestete Backup-Lösungen führen zu einer trügerischen Sicherheit und können im Ernstfall existenzbedrohend sein.

Ein zentrales Problem, das wir immer wieder beobachten: Das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Investitionen in IT-Sicherheit fehlt häufig. Viele Praxisinhaber wähnen sich in Sicherheit, weil „es ja bisher immer gut gegangen ist.“ Die IT funktioniert, es gab keine Vorfälle – warum also mehr machen oder gar Geld ausgeben? Diese Haltung ist verständlich, aber gefährlich. Gerade weil über Jahre nichts passiert ist, wird das Risiko unterschätzt und notwendige Maßnahmen werden aufgeschoben.

Was sagen die Vorschriften?


Die IT-Sicherheitsrichtlinie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) verpflichtet alle Praxen, ihre IT nach dem Stand der Technik abzusichern. Dazu gehören unter anderem:

  • Regelmäßige Sicherheitsupdates
  • Automatisierte, verschlüsselte und externe Backups
  • Virenschutz und Firewall
  • Zugriffs- und Benutzerkontenmanagement
  • Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeitenden


Ein Verstoß gegen diese Vorgaben kann nicht nur zu Datenverlust und Betriebsunterbrechungen führen, sondern auch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Was können Praxen tun?

 

  • IT-Sicherheitskonzepte regelmäßig überprüfen und anpassen
  • Backups automatisieren und extern speichern
  • Updates und Patches zeitnah einspielen
  • Mitarbeitende für IT-Risiken sensibilisieren
  • Externe Expertise einholen, um Schwachstellen zu identifizieren und zu beheben
  • Das eigene Sicherheitsbewusstsein schärfen und bereit sein, in nachhaltige IT-Sicherheit zu investieren


Die Realität zeigt: Viele Praxen unterschätzen die Risiken und die Komplexität der IT-Sicherheit. Es geht nicht nur um Technik, sondern um den Schutz der Patientendaten und die Sicherstellung der eigenen Arbeitsfähigkeit.

IT-Sicherheit ist kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Wer hier nachlässig ist, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch das Vertrauen der Patientinnen und Patienten.